Geistliches Leben
Was verstehen wir unter „Geistliches Leben“ im Hinblick auf unser Gesamtkonzept
Unter ‚Geistliches Leben‘ verstehen wir ein Leben, das vom Heiligen Geist entfacht und durchdrungen ist. Es ist getragen vom Vertrauen auf die liebevolle Zuwendung Gottes zu uns Menschen. Es hat eine horizontale Dimension, die liebevolle Hinwendung zu den Mitmenschen und Mitgeschöpfen, und eine vertikale Dimension, die liebevolle Hinwendung des Menschen zu Gott. Durch diese wechselseitige Beziehung entsteht Freundschaft. Diese Freundschaft will gepflegt und vertieft werden - sowohl individuell als auch in Gemeinschaft.
Geistliches Leben ist stets im Werden und Wachsen begriffen; es ist unvollkommen und angefochten, und geprägt von der Sehnsucht nach Vertiefung. Es braucht Nahrung und Stärkung, Wegweisung und Begleitung - und einen geschützten Raum.
Es ist unser Ziel, dass dies im Kloster Heidenheim erfahrbar wird.
Bis heute spendet die Klosterquelle im Heidenbrünnlein lebendige Wasser. Das ist uns Symbol für das, was uns von Gott her zufließt, von der Gründung des Klosters an bis heute: "Denn bei dir ist die Quelle des Lebens und in deinem Lichte sehen wir das Licht." (Ps 36,10).
In Gebet und Meditation, Stille und Gemeinschaft wollen wir eine Treppe hinunter zu dieser Quelle des Lebens bauen, um den Zugang zu ihr zu erhalten bzw. immer wieder neu zu schaffen. Unsere benediktinisch-klösterlichen Wurzeln und die evangelische Prägung seit der Reformation suchen wir dabei in ökumenischen Formen des Gebet und des Gottesdienstes zusammenzuführen.
In den "beseelten" Räumen von Münster und Kloster sowie in unseren Gärten und in der Natur rund um das Kloster laden wir Menschen ein, innere Einkehr und Ruhe zu finden und neue Kraft zu schöpfen. Mit unseren Gründungsmüttern und -vätern, aber auch mit allen heutigen Besuchern, die auf der Suche sind, sind wir gemeinsam unterwegs als Pilger auf dem Weg zu Gott.
Kloster Heidenheim verfügt über vier wesentliche Alleinstellungsmerkmale im Hinblick auf sein geistliches Angebot:
1) die drei WWWs (Willibald - Walburga - Wunibald) und die herausragende kulturgeschichtliche Bedeutung des Klosters als „Wiege der Christianisierung“ an
der Schnittstelle von Franken, Schwaben und Altbayern;
2) die in weiten Teilen erhaltene Bausubstanz des mittelalterlichen Klosters, die geistlichem Leben einen authentischen Raum verschafft;
3) den ganzheitlichen Erlebnisraum für geistliches Leben – über das Kloster hinaus;
4) das macht Heidenheim zu einem Zentrum und zu einer Ideenschmiede zur Verlebendigung des ökumenischen Gedankens.
zu 1): Das geistliche Angebot am Kloster Heidenheim schöpft aus der Quelle langer benediktinischer Tradition. Unsere Schlüssel- und Identifikationsfiguren sind Wunibald, Walburga und Willibald - „die drei großen Ws“ (WWW), wie diese bedeutenden angelsächsischen und zugleich doch sehr europäischen Geschwister und Heiligen in Heidenheim genannt werden. Willibald ist der erste Bischof von Eichstätt, Wunibald und Walburga haben in Heidenheim vor mehr als 1.200 Jahren benediktinisches Leben begründet (und dabei auch noch das erste kontinentaleuropäische Doppelkloster überhaupt) und den Menschen das Christentum nahegebracht. An das geistliche Erbe dieser drei großen Heiligen knüpft das Angebot des Klosters Heidenheim mit Gebet und Gottesdienst, mit Zeiten der Stille, Meditation und geistlichen Austausch unmittelbar an. Auch wenn am Kloster heute kein Konvent mehr lebt, lassen sich in Heideheim neue Formen des gemeinschaftlichen ökumenischen Miteinanders begründen.
zu 2): Bis heute ist Heidenheim von bemerkenswerten baulichen und architektonischen Hinterlassenschaften des klösterlichen Mittelalters geprägt. Dazu gehören das bedeutende romanische Münster St. Wunibald, der schöne spätgotische Kreuzgang und die angrenzenden historischen Klausurgebäude. Mit seinem erhaltenen Bauensemble ermöglicht Kloster Heidenheim geistliches Leben in alten, authentischen Mauern – in Mauern, die benediktinische Stille noch immer atmen.
zu 3): Geistliches Leben ist in Heidenheim aber nicht nur im unmittelbaren „spirituellen“ Kernbereich des Klosters möglich, sondern auch darüber hinaus. Vor allem die überaus attraktive Landschaft bietet Freiräume für neue geistliche Erfahrung. So lässt sich vom Kloster aus die direkte Verbindung schlagen zum historischen Jakobusweg, der durch Heidenheim führt, zum neuen Ökumenischen Pilgerweg, der Heidenheim mit Eichstätt verbindet, oder zum Walburgaweg, der Erfahrungen der Gründungsheiligen auf symbolhafte Weise ins Hier und Jetzt vermittelt.
zu 4): Ein weiteres Vermittlungszentrum zwischen Tradition und Moderne ist die Dokumentationsstätte im Kloster. Als Museum der neuen Art begnügt sie sich nicht mit der Dokumentation des Gewesenen, vielmehr stellt sie mit ihren Exponaten und Medien den Brückenschlag zur Gegenwart her und zu den Herausforderungen, die ein verantwortungsvolles christliches Leben und ein ökumenisches Miteinander heute mit sich bringen.
In diesem „Kontext“, in der Gesamtheit Kloster, Museum, Umland, wird das historische „Walburgaland“ zu einem Ballungsraum für neues geistliches Leben – ein Ballungsraum, den es in dieser Dichte und Geschichtsträchtigkeit andernorts selten gibt.