Walburga
St. Walpurgis, Äbtissin des Doppelklosters Heidenheim
Nach dem Tod des Klostergründers Wunibald am 18. Dezember 761 eilte seine Schwester Walpurgis nach Heidenheim, übernahm im Auftrag ihres Bruders Willibald die Leitung des Klosters und verwandelte es in ein Doppelkloster nach angelsächsischem Vorbild. Das ist für das Mittelalter nichts Außergewöhnliches, Doppelklöster gab es deren sehr viele, auch im süddeutschen Raum. Mönche und Nonnen waren wirtschaftlich und rechtlich in einem Orden und an einem Ort vereint, die Konventgebäude standen wohl getrennt. In England galten zu jener Zeit Doppelklöster als die Regel. Nach Theodor Schieffer soll Heidenheim das einzige Doppelkloster der angelsächsischen Mission auf dem Kontinent gewesen sein. Vom Erdendasein der heiligen Walpurgis weiß man im Gegensatz zur Geschichte ihrer Verehrung nur sehr wenig. Es wird vermutet, dass sie am 25. Februar 779 starb und im Kloster Heidenheim an der Stelle des heutigen Walpurgis- Gedächtnisgrabmales bestattet wurde. Etwa hundert Jahre ruhten ihre Gebeine wenig beachtet in Heidenheim. Das ehemalige angelsächsische Doppelkloster war unterdessen (um 790) in ein Stift von Säkularkanonikern (Weltgeistlichen) umgewandelt worden. In der Zeit zwischen 870 und 879 erfolgte an einem 21. September die Überführung ihrer Gebeine in feierlicher Form nach Eichstätt, was dem Beginn ihrer Verehrung als Heilige gleichkam. Wohl am 1. Mai 893, dem Walpurgistag, wurden Teile ihrer heiligen Gebeine von Eichstätt nach Monheim bei Donauwörth gebracht, wo im Mittelalter ein St. Walpurgiskloster bestand. Die vielen Wunder, die anlässlich der Überführung und der Niederlegung ihrer Gebeine und späterhin in Monheim geschahen, schrieb schon um 895 ein Kleriker Wolfhard von Herrieden nieder. Diese wurden in den Schreibschulen der Klöster vervielfältigt, im Gottesdienst zur Erbauung des Kirchenvolkes immer wieder verlesen. So trugen die Wunder der heiligen Walpurgis dazu bei, dass der Kult und die Verehrung der Heiligen, getragen durch glaubenseifrige Bischöfe, Äbte, Mönche und Nonnen, vor allem in der späten Karolingerzeit sich über den gesamten nördlichen abendländischen Kulturkreis verbreiteten. In den Kirchenprovinzen Mainz und Köln, in Holland und Belgien, in Nordfrankreich, in Dänemark, Schweden und Norwegen, in Böhmen und Mähren, in Oesterreich-Ungarn und in der Schweiz weihte man Kirchen und Kapellen der heiligen Walpurgis, legte man Reliquien von ihr nieder oder man widmete sich in der Liturgie in besonderem Maße dem Gedenken der ehemaligen Heidenheimer Äbtissin. "Walpurgis war eine der Schlüsselfiguren der christlichen Frühzeit des Frankenreiches, besonders Ostfrankens geworden" .
Text: Martin Winter - Heidenheim